Auszeichnungen
Nominierung für Zuger Sportpreis und die Top Sportevents
F für Frieden, R für Respekt und W für Würde:«FRW Interkultureller Dialog» ist eine Aktivgruppe der Zivilgesellschaft. Unter dem Motto «Miteinander leben, voneinander lernen» fördern sie in unterschiedlichen Projekten das Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen und Lebenswelten.
Der Kanton setzt sich stark für dieIntegration von Flüchtlingen ein, indem er Sprachkurse und feste Integrationsprogramme für die Arbeitswelt anbietet. Gemacht sind diese Programme jedoch nicht füralle – viele Flüchtlinge bewegen sich bezüglich der Bildung auf unterschiedlichem Niveau. Das macht es beispielsweise für Analphabeten oder nicht schulisch Geprüfte sehr schwierig, und sie geraten beim kantonalen Integrationsprogramm in Rückstand. Dieses Problem wurde schnell erkannt und es wurde ein neues Programm entdeckt – «Rosetta Stone». Das Programm gibt jedem die Möglichkeit, in seinem eigenen Tempo am Computer zu arbeiten. Dank diversen Bildchen mit Aussprachefunktion können sich auch Analphabeten individuell deutsche Sprachkenntnisse aneignen.
Jeder der eine weitere Sprache erlernt hat, weiss, dass das Theoretische selbst nicht ausreichend ist. Vielmehr geht es beim Aneignen einer Sprache um die Anwendung des bereits Erlernten. Dazu bilden Gespräche im Alltag den Kernpunkt des Ganzen. Der Zuger Verein FRW Interkultureller Dialog bietet im Kanton Zug eine helfende Hand bei der Integration und begleitet den Prozess, der nach und nach schwindenden Sprachbarriere zwischen den Geflüchteten und den Einheimischen. «Der eine Schwerpunkt ist das Lernen der neuen Sprache, der andere das Anwenden. Es wäre nicht von Nutzen, wenn das Auswendiglernen über dem Verständnis der Sprache stehen würde. Wir geben den Geflüchteten in Form verschiedener Projekte die Möglichkeit, für alltägliche Dialoge untereinander und mit Einheimischen zu sprechen. Das ist wichtig und gibt ihnen nach und nach die ausschlaggebende Sicherheit und einen gewissen Halt», erklärt der Präsident von FRW, Markus Burri.
Neben einer Mittagessensrunde, einem Deutschkurs oder einer Leserunde finden auch Projekte für das Erlernen von simplen Tätigkeiten statt. Was für uns Alltag ist oder wir gar nicht anders kennen, ist für andere ganz fremd. Eines dieser Projekte ist beispielsweise «Mobil in Zug»: Welche Regeln gelten in Bus und Bahn? Wie lese ich den Zonen- und Fahrplan? Alles Fragen, an die wir gar nicht mehr denken müssen, einfach aus dem Grund, weil sie für uns selbstverständlich sind. «Viele von ihnen haben beispielsweise den Fehler gemacht, dass sie im Bus immer beim Eingang stehen oder in Gruppen beieinanderstehen. Das ist ihr unbewusstes Fluchtverhalten, welches sie noch in sich tragen. Es muss zuerst gelernt werden, dass sie hier in den öffentlichen Verkehrsmitteln sitzen können, auch alleine, ohne Angst zu haben», sagt Markus Burri.
Auch Vorurteile gegen Flüchtlinge halten sich hartnäckig, vergiften das politische Klima und machen eine sachliche Diskussion über die Themen Flucht und Vertreibung teils unmöglich, sagt Burri. Flüchtlingen erschwerten sie so das Ankommen, den Menschen und Organisationen, die ihnen helfen möchten, die Arbeit. Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass die Vorurteile der komplexen gesellschaftlichen Wirklichkeit keineswegs gerecht werden oder gar jeder Grundlage entbehren. «Menschen fliehen nicht aus Spass, sondern weil sie verzweifelt sind und darin ihre letzte Überlebenschance sehen. Da es derzeit kaum noch legale, sichere Fluchtwege gibt, setzen sie auf den weiten und gefährlichen Fluchtrouten notgedrungen ihr Leben aufs Spiel. Die Not ist also so gross, dass ein Mensch sein Leben riskiert, um eine Veränderung zu machen, und das sollte unterstützt werden», so Burri weiter.
Man sieht, was man sehen will – man solle einen Blick hinter seine eigenen Vorurteile riskieren. «Flüchtlinge, Asylsuchende, Asylanten und Migranten – das sind auch nur Menschen, wie wir es sind. Sie wollen auch nur leben und geliebt werden. Sich auch engagieren. Bei uns im Verein sind viele Freundschaften entstanden, die unglaublich wichtig für eine Integration sind». Klar sei, dass ohne die grundlegende Aufnahmebereitschaft in der Bevölkerung und Integrationsbereitschaft bei den Einwanderern Migration nicht erfolgreich gestaltet werden könne. Das Grundgesetz sei also die normative Grundlage einer offenen Gesellschaft, an das sich Einheimische wie auch Einwanderer zu orientieren haben. «In einem für Geflüchtete fremden Land sind deren Un-sicherheiten im Verhalten und Hilflosigkeit anfangs noch sehr zu spüren. Für mehr Wohl würde es schon helfen, wenn Einheimische in ganz alltäglichen Situationen, wie beispielsweise beim Warten an der Haltestelle, eine ganz simple Kommunikation mit ihnen beginnen würden. Hemmungen hat man manchmal einfach zu viel, sich einmal zu überwinden wäre in so einem Fall aber sehr kostbar. Schon nur ein ‹Hallo, wie geht es dir?› kann da schon sehr viel bewirken», erklärt Markus Burri.
Jenny Anzalone
Lade Fotos..