Zeitgeschichte
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Identifikationsfigur und Knipser, so kennt man Fatlum Sylejmani vom FC Baar
Fatlum Sylejmani ist weit mehr als nur der treffsicherste Spieler des FC Baar – er ist Identifikationsfigur, Führungsspieler und ein Stück Vereinsgeschichte. Der 28-jährige Mittelstürmer begann seine Karriere einst auf den Baarer Fussballplätzen.
Fatlum, du hast beim FC Baar als Kind angefangen. Was ist deine erste Erinnerung an diesen Verein?
Ich kann mich erinnern, dass ich mal als Torwart bei den E-Junioren ausgeholfen habe – das war schon ein lustiger Einstieg. Aber vor allem sind es die ersten Trainingstage mit meinen Freunden auf dem Platz, die mir in Erinnerung geblieben sind. Da hat alles angefangen.
Welches Tor war für dich bisher das schönste oder wichtigste in deiner Karriere – und warum?
Der Elfmeter im Aufstiegsspiel gegen Hochdorf. Der Torhüter hat mir vor dem Schuss ins Ohr geflüstert, dass er genau weiss, wo ich hinschiesse. Ich habe nur geantwortet: «Dann schiesse ich denn Ball genau dorthin: Tor in meine Lieblingsecke. Ein Moment voller Emotionen. Wir gewannen am Schluss 1:0.
Der Aufstieg mit dem FC Baar in die 2. Liga regional: Was hat dieser Moment für dich bedeutet?
Es war ein unbeschreibliches Gefühl – pure Gänsehaut. Es ging nicht nur um den sportlichen Erfolg, sondern um etwas viel Grösseres. Über viele Jahre hinweg haben unzählige Spieler und Trainer versucht, dieses Ziel zu erreichen. Man hat gespürt, wie sehr sich der ganze Verein danach gesehnt hat. Und wenn du dann selbst mittendrin bist – Teil dieses Teams, das es endlich schafft, dann bedeutet das einfach alles. Wir haben gemeinsam hart dafür gearbeitet, und als es wirklich geschafft war, wusste ich: Dieser Moment ist nicht nur ein Aufstieg, sondern ein Stück Vereinsgeschichte. Einer, den ich nie vergessen werde.
Wie gehst du mit Druck um, wenn du als Torjäger im Fokus stehst?
Früher, als ich jünger war, hat mich der Druck manchmal mehr beschäftigt. Heute sehe ich es professioneller – es gehört zum Job. Ich fokussiere mich auf meine Aufgaben und weiss, was ich kann. Erfahrung hilft da enorm.
Gibt es einen Trainer oder Mitspieler, der dich besonders geprägt hat?
Ja, auf jeden Fall: Gerardo Seoane, mein Trainer beim FC Luzern in der U18 und U21. Er hat mir im Fussball unglaublich viel beigebracht – technisch, taktisch, aber vor allem auch mental. Er hat mich oft gefordert, manchmal auch hart – gerade in schwierigen Momenten oder nach Rückschlägen. Damals habe ich vieles nicht sofort verstanden oder einordnen können. Aber rückblickend war genau das entscheidend für meine Entwicklung. Er hat mir gezeigt, wie wichtig mentale Stärke ist, und mich vorbereitet auf das, was im Fussball – und auch im Leben – auf einen zukommt. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und mir langfristig extrem geholfen.
Was bedeutet dir der FC Baar – heute im Vergleich zu deiner Jugendzeit?
Früher war der FC Baar mein Verein zum Fussballspielen mit Freunden. Heute ist er viel mehr: Ein Stück Heimat, ein Ort voller Erinnerungen, Verantwortung und Identifikation. Ich bin stolz, Teil dieser Geschichte zu sein und meinen Beitrag leisten zu dürfen.
Was war dein persönlich schwierigster Moment im Fussball und wie hast du ihn überwunden?
Mein Kreuzbandriss in der U18 beim FC Luzern war ein harter Einschnitt. Es war meine erste ernsthafte Verletzung, und ich war monatelang raus. Mental war es ein Auf und Ab – Motivation finden, Geduld haben, Rückschläge wegstecken. Es hat Jahre gedauert, bis ich wieder komplett frei aufspielen konnte. Aber genau solche Phasen formen dich.
Abseits vom Fussball: Was bringt dich so richtig zum Lachen oder Entspannen?
Zeit mit meiner Familie. Meine Frau und meine Tochter bringen mich jeden Tag zum Lachen – da tanke ich neue Energie. Ich geniesse jeden kleinen Moment zusammen.
Wie sieht dein typischer Spieltag aus – von morgens bis zum Anpfiff?
Ich starte den Tag mit Wasser und einem Kaffee. Danach das Übliche: Haushalt, Müll rausbringen, ein Spaziergang mit meiner Tochter. Zum Mittag gibt’s dann Matchday-Pasta und Elektrolytgetränke, dazu viel Wasser. Ich versuche, ruhig zu bleiben und nicht zu viel an das Spiel zu denken – der Fokus kommt von allein. Etwa eine Stunde vor dem Spiel mache ich Aufwärmübungen, höre motivierende Musik und gehe im Kopf nochmal die Abläufe durch. Eine Banane oder Datteln dürfen dabei nie fehlen.
Wenn du einen Fussballer – egal ob aktiv oder nicht – zum Abendessen einladen dürftest: Wer wäre es und warum?
Zlatan Ibrahimovic. Er war immer mein Idol – nicht nur, weil er Stürmer ist, sondern wegen seiner Mentalität, seinem Selbstbewusstsein und seiner Kaltschnäuzigkeit. Er hat mir in gewisser Weise geholfen, meine eigene Art zu finden.
Was gibst du jungen Spielern mit auf den Weg, die beim FC Baar ihre Karriere starten?
Habt Geduld mit euch selbst und bleibt immer hungrig. Es wird nicht alles glattlaufen – Rückschläge gehören dazu. Aber mit harter Arbeit, Disziplin und Freude am Spiel kann man viel erreichen. Wenn ihr mit Herz spielt, seid ihr beim FC Baar genau richtig.
RED
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