Zeitgeschichte
Vor 70 Jahren fuhr das Tram in den Zuger Gemeinden
Thomas Wiederkehr, Amtsleiter Landwirtschaftsamt Zug.
Der Kanton Zug startet für den Sommer die «Restlos Geniessen Challenge»: Gesucht werden 20 Sommerlager, die mit Einfallsreichtum und Teamgeist möglichst wenig Lebensmittel verschwenden. Wir sprachen darüber mit Thomas Wiederkehr, Amtsleiter Landwirtschaftsamt Zug.
Was ist das Ziel der «Restlos Geniessen Challenge» und wer steht hinter der Initiative?
Das Ziel der «Restlos Geniessen Challenge» ist es, einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln zu fördern und das Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung zu stärken. Konkret geht es darum, so wenig Food Waste wie möglich zu produzieren. Hinter der Initiative steht Smart Food Zug, eine kantonale Initiative des Landwirtschaftsamtes, die sich für nachhaltige Ernährung einsetzt.
Wie funktioniert die Challenge und welche Unterstützung erhalten die teilnehmenden Sommerlager?
Sommerlager können sich unkompliziert auf foodwastechallenge.ch anmelden und erhalten im Anschluss unser Starterpaket per Post. Dieser enthält alles, was für eine einfache Umsetzung der Challenge nötig ist. Die teilnehmenden Lager erfassen die Überreste nach jeder Mahlzeit. Die Gruppe mit der niedrigsten Lebensmittelverschwendung pro Kopf und Tag gewinnt die Challenge.
Was beinhaltet das Starterpaket genau und wie hilft es den Lagern konkret beim Reduzieren von Food Waste?
Das Starterpaket umfasst Informationsmaterialien mit Anregungen zur Essensverwertung, eine Waage, eine Tracking-Liste zur Erfassung von Speiseresten sowie «Aktivitäten-Snacks»: kurze, thematisch passende Aktivitätsideen wie ein Quiz, die sich leicht ins Lagerprogramm integrieren lassen. So wird Food Waste auf spielerische Weise thematisiert und gleichzeitig konkret messbar gemacht.
Wie wird der Food Waste während der Lagerzeit dokumentiert?
Die Lager erhalten eine gedruckte Tracking-Liste, auf der die Küchen- und Tellerreste nach jeder Mahlzeit kurz gewogen und erfasst werden. Wer möchte, kann die Daten auch in ein Excel-Dokument eintragen. Der Fokus liegt auf einer möglichst unkomplizierten Handhabung.
Wie motivieren Sie die Teilnehmenden, möglichst wenig Abfall zu produzieren?
Wir geben einfache, alltagstaugliche Tipps für Küche und Teilnehmende, etwa: möglichst viele Teile eines Lebensmittels verwenden, z.B. Brokkolistiele weiterverarbeiten, oder nur so viel schöpfen, wie man auch wirklich essen möchte. Dabei zeigen wir auf, wie einfach es sein kann, Food Waste zu reduzieren, oft braucht es nur kleine Anpassungen im Alltag. Zusätzlich sorgt der Wettbewerbscharakter der Challenge für Motivation und stärkt den Teamgeist. Die Erfahrungen aus den Pilotlagern zeigen, dass der Challenge-Faktor sowie das gemeinsame Gruppenziel bereits genug Motivation bringen. Wenn dann durch diese Erfahrung einiges mit in den Alltag geht, haben wir alle gewonnen.
Warum ist die Reduktion von Food Waste so wichtig für die Umwelt?
In der Schweiz werden jährlich rund 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel entlang der gesamten Wertschöpfungskette weggeworfen, etwa ein Drittel aller produzierten Nahrungsmittel. Dabei landet nicht nur das Lebensmittel im Müll, auch all die dahinter steckenden Ressourcen wie Wasser, Elektrizität, Treibstoff oder auch Arbeitskraft sind somit ebenfalls verschwendet. Food Waste verursacht gleich viele Emissionen wie die Hälfte aller Autobahnfahrten in der Schweiz. Im Kanton Zug werden rund 42 Prozent der Fläche landwirtschaftlich genutzt. Hier werden wertvolle regionale Lebensmittel produziert. Weniger Food Waste bedeutet, diese Produkte und die Arbeit dahinter Wertschätzung entgegenzubringen.
Welche Erfahrungen wurden bei der ersten Challenge im Frühling 2025 gemacht und wie haben die Kinder reagiert?
Die Kinder haben sehr offen und motiviert an der Challenge teilgenommen. Sie verstanden schnell den Sinn dahinter und engagierten sich mit echtem Teamgeist. Das Ergebnis war beeindruckend – selbst Lehrpersonen waren überrascht: Es wurde über 90 Prozent weniger Food Waste produziert als im Schnitt eines Schweizer Haushalts. Eine Lehrperson kochte beispielsweise bewusst weniger Älplermagronen, da noch Pasta vom Vortag übrig war. Auch nicht konsumierter Joghurt vom Frühstück wurde als zusätzliche Zutat berücksichtigt. Mit solchen Alternativen im Hinterkopf konnte flexibel reagiert werden, es reichte für alle und es blieb kaum etwas übrig. Dieses überlegte Handeln unterstützte das Lernziel der Challenge und wurde von den Kindern positiv aufgenommen.
Wie trägt Smart Food Zug zur Förderung einer nachhaltigen Ernährung bei und welche weiteren Projekte sind geplant?
Unser Ziel ist es, sowohl Erwachsene als auch Kinder für die Bedeutung regionaler und nachhaltiger Lebensmittel zu begeistern. Smart Food Zug informiert, sensibilisiert und initiiert Projekte wie die «Restlos Geniessen Challenge». Gleichzeitig unterstützen wir Produzierende, etwa durch die stärkere Sichtbarmachung ihrer Hofläden.
Wie kann die «Restlos Geniessen Challenge» dazu beitragen, bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln zu schaffen?
Die Challenge sensibilisiert Kinder und Jugendliche für das Thema Food Waste und zeigt auf spielerische und niedrigschwellige Weise, wie man im Alltag aktiv werden kann. So wird das Thema nicht nur theoretisch vermittelt, sondern direkt erlebbar gemacht. Die Kinder und Jugendlichen nehmen diese Erfahrungen mit nach Hause, wo sie idealerweise auch ihr Umfeld inspirieren können, achtsamer mit Lebensmitteln umzugehen. Damit trägt die Challenge langfristig dazu bei, bei der jungen Generation ein nachhaltiges Bewusstsein zu fördern, auf einfache, alltagsnahe und positive Weise.
Uwe Guntern
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