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SC Cham feiert einen wichtigen Sieg
An den Freilichtspielen Schwäbisch Hall (D) spielte Lucca Kleimann im Musical
Hairspray 2024 die Rolle des Link Larkin. Foto: Ufuk Arslan
Der Zuger Lucca Kleimann singt und spielt zwischen dem 25. Februar und dem 2. März in der Musicalrevue «Berlin Berlin » in der Halle 11 in Zürich. Wir unterhielten uns mit ihm über die Welt des Musicals und über seine Ambitionen.
Sie sind aktuell in der Musicalrevue «Berlin Berlin» in Zürich zu sehen.
Was hat Sie an diesem Projekt besonders gereizt? Ganz ehrlich, als ich 2022 das erste Mal zur Revue gestossen bin, war ich einfach froh, dass ich nach 16 erfolglosen Castings endlich wieder einen Job bekommen habe. Mittlerweile spiele ich diese Show schon in der 4. Spielzeit, und sie ist mir einfach ans Herz gewachsen. Die aktuelle politische Lage erinnert teilweise an die Weimarer Republik. Die Entwicklung damals spiegelt sich in faschistischen Tendenzen heute. Vor diesem politischen Hintergrund faszinieren mich die packende Musik der 20er und 30er Jahre, tolle Tänze und wunderschöne Melodien. «Berlin Berlin» bietet rasante, witzige Unterhaltung und inhaltlicher Tiefgang.
«Berlin Berlin» erzählt die Geschichte Berlins von den 1920er Jahren bis 1933. Was interessiert Sie besonders an der Geschichte dieser Stadt?
Berlin war und ist eine Weltstadt, oder wie wir in der Show sagen «das Herz der neuen Zeit». Berlin war das kulturelle Zentrum jener Zeit: lebhaft, vielfältig und exzessiv. Für Künstlerinnen und Künstler muss das sehr inspirierend gewesen sein. Nimm, was dir vor die Füsse geworfen wird und mach neue Kunst daraus. Das ist auch meine Leitlinie heute.
Sie treten in mehreren Rollen nicht nur als Sänger, sondern auch als Schauspieler und Tänzer auf. Können Sie uns mehr zu Ihren Rollen sagen?
In den vergangenen drei Spielzeiten war ich der vierte Comedian Harmonist (Roman Cycowksi) und als Zweitbesetzung «Kutte» auf der Bühne. Die fünf Sänger der Comedian Harmonists glänzen komödiantisch und vielstimmig in den Evergreens. Jeder Einzelne übernimmt in der Show auch weitere Rollen. So durfte ich unter anderem eine Drag Queen, den Schauspieler Harald Paulsen aus der «Dreigroschenoper » und eben Roman Cycowski spielen. Auf der aktuellen Tour bin ich neu als sogenannter «Swing» dabei. Ein «Swing» ist ein Darsteller, der bereitsteht, um mehrere Rollen abzudecken, falls eine Position ausfällt. Das heisst, ich muss für 3 Rollen bereit sein: 2 Comedians (Roman Cycowski, Bariton und Robert Biberti, Bassstimme) plus ‚Kutte‘. Manchmal bin ich auch fix gesetzt.
Wie gehen Sie mit den physischen Anforderungen um, die das Tanzen und Singen gleichzeitig mit sich bringen?
Das kann ich auch nicht so genau erklären. Am Anfang, wenn man die Choreographien lernt, ist man immer so ausser Atem, dass man sich fragt, wie man dazu auch noch singen soll. Aber durch die «Macht» der Wiederholung baut man irgendwie die «Stamina» (das Stehvermögen) auf, um das jeden Abend abrufen zu können. Natürlich muss man abseits der Bühne weiterhin Gesangsoder Tanzunterricht nehmen. Ausserdem gehe ich regelmässig ins Gym, selbst wenn ich am gleichen Tag noch eine Show spiele. Das hält fit, und der Körper bleibt stabil genug, um mit der täglichen Belastung umgehen zu können.
Ihre Karriere hat bei der Chamer Company VoiceSteps begonnen. Wie würden Sie Ihren musikalischen Werdegang seitdem beschreiben?
VoiceSteps war der wohl beste Zufall meines Lebens. In Cham aufgewachsen, war mir VoiceSteps natürlich ein Begriff. Damals nach der Matura 2014 suchte ich eine Praktikumsstelle, um Arbeitserfahrung zu sammeln. Ich wollte danach «Soziale Arbeit» studieren. VoiceSteps hat mir dann die Möglichkeit gegeben, im Büro in der Projektleitung mitzuarbeiten, mit der Auflage, dass ich auch in der Company mitspielen müsse. Und da ist für mich eine neue Welt aufgegangen. Ein Aufenthalt in London bereitete mich auf das Studium an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, kurz MuK, vor. Ich beendete das vierjährige Studium in Wien mit dem Bachelor. Die Covid-Pandemie erschwerte den Start ins Berufsleben. Inzwischen habe ich in der Szene Fuss gefasst: «Space Dream», «Lysistrata», «Hairspray» oder kürzlich «Die Königs vom Kiez» und eben «Berlin Berlin » bringen mich zu weiteren Bühnenprojekten. Wie gesagt: Ich verdanke VoiceSteps sehr viel. Zwischen meinen Engagements gebe ich dort mittlerweile Gesangsunterricht und kann so etwas von meinem erworbenen Wissen zurückgeben. Das Coaching junger Sängerinnen und Sänger erfüllt mich genauso mit Befriedigung wie die Bühnenauftritte.
Welche Herausforderungen gibt es, wenn man in so einem intensiven, multidisziplinären Ensembleprojekt wie «Berlin Berlin» arbeitet?
In so grossen Shows spielt man meistens 8 Vorstellungen pro Woche. Das ist natürlich körperlich extrem belastend. Ausserdem schläft man auf einer Tour immer in Hotels. Gesund zu leben ist da nicht immer einfach. Umso mehr freue ich mich, dass ich in Zürich, wenn wir im Theater 11 spielen, in meiner Wohnung schlafen und wieder mein Bett und meine Küche geniessen kann.
Was war für Sie der emotionalste Moment während der Proben oder ersten Aufführungen der Revue?
Das war 2022 im Admiralspalast in Berlin. Unvorhergesehen musste ich bei der zweiten Preview im ausverkauften Admiralspalast in der «Kutte »-Rolle einspringen, ohne dass ich vorher einen ganzen Durchlauf gespielt hatte. Stress pur! Aber am Ende der Show war ich einfach nur stolz, dass ich das – mit kleinen Fehlern natürlich– gemeistert hatte. Die Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne hatten mich super unterstützt. Und da habe ich gelernt, dass Musical ein «Gemeinschaftssport» ist.
Welche Art von Musik beeinflusst Sie persönlich, und spiegelt sich das in Ihren Auftritten wider?
Privat höre ich den wohl grössten Kontrast zu Musicals: Metal. Diese Musik begleitet mich seit meiner Jugend und lässt mich nicht mehr los. Von einem Metalmusical habe ich bisher noch nicht gehört. Aber ich träume davon, dass ich einmal die Doppelrolle des «Jekyll & Hyde» im gleichnamigen Musical spielen kann, und dann würde ich den «Hyde » gerne mit der typischen Farbe des Metalgesangs färben. Das wäre doch mal was Neues.
Ein Wort zum Publikum. Welche Rolle spielt es und nehmen Sie seine Energie wahr?
Genau wie die Energie von uns Darstellenden täglich anders ist, so ist jedes Publikum anders. Und das macht jede Show auch einzigartig. Der Energieaustausch mit dem Publikum kann uns Darstellende beflügeln, aber auch ein Stück weit irritieren, falls wir mal vermeintlich nicht so gut ankommen. Da fragt man sich manchmal schon: «Was mache ich denn heute falsch, dass die Leute so verhalten reagieren?» Mittlerweile versuche ich, darauf zu vertrauen, dass die Show gut rüberkommt und meistens zeigt sich dann beim Schlussapplaus, dass es dem Publikum gefallen hat. Ein stilles Publikum bedeutet manchmal einfach, dass die Leute von der Geschichte fasziniert sind und sie konzentriert begleiten. Aber ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich es lieber mag, wenn das Publikum so richtig mitgeht und uns anstachelt, alles aus uns rauszuholen.
Was sind Ihre zukünftigen Ziele oder Projekte, nachdem «Berlin Berlin» abgeschlossen ist?
Da geht es nahtlos weiter mit Proben zur schweizerdeutschen Erstaufführung «Fascht normal». Es ist eine Adaption von «Next to Normal », einem Grosserfolg am Broadway. Wir spielen vom 11. bis 30. April im Theater im Seefeld in Zürich. Als Freelancer ist es mein Ziel, meine berufliche Erfüllung auf der Bühne mit spannenden Rollen und interessanten Kolleginnen und Kollegen noch viele Jahre zu erleben. Mit jedem Projekt lerne ich dazu.
Weitere Informationen: www.musical.ch/berlin-berlin
Uwe Guntern
Zur Person
Lucca Kleimann wurde 1994 im Zuger Liebfrauenhof geboren und verbrachte die Vorschulzeit in Steinhausen und Zug. Volksschule besuchte er in Cham und nahm parallel dazu Klavierunterricht. 2014 folgte die Maturität am Kurzzeitgymnasium in Menzingen. Dort sammelte er auch erste Erfahrungen im Schulchor. Zwei Jahre war Lucca in der Musicalschule VoiceSteps in Cham, als Sänger und Praktikant in der Administration. Ab 2016 machte er eine vierjährige Ausbildung an der MuK, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien Wien zum Musicaldarsteller
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