Zeitgeschichte
Vor 70 Jahren fuhr das Tram in den Zuger Gemeinden
Mit 86 Jahren denkt Horst Schwiegers noch lange nicht ans Aufhören. Der frischgebackene Schweizermeister in der Kategorie O80 bereitet sich aktuell in Serbien auf die bevorstehenden Tischtennis- Europameisterschaften vor. Wir haben mit ihm über seinen jüngsten Erfolg, seine Leidenschaft für den Sport und das Leben im Kanton Zug gesprochen.
Herr Schwiegers, Sie haben kürzlich den Schweizermeistertitel in der Kategorie O80 gewonnen. Was bedeutet Ihnen dieser nationale Titel – insbesondere nach so vielen Jahren aktiver Tischtenniskarriere.
Ich habe lange darauf hin trainiert. Habe etliche Silber und Bronzemedaillen in dieser Kategorie gewonnen und mit dem Gewinn des Meistertitels jetzt mein Ziel erreicht. Speziell war, dass ich diesmal auch gegen zwei Gegenspieler gewinnen konnte, gegen die ich noch nie erfolgreich war.
Bei der Senioren-WM 2024 in Rom gewannen Sie sowohl im Einzel als auch im Doppel die Silbermedaille. Wie blicken Sie auf dieses aussergewöhnliche Turnier zurück?
Gab es einen Moment, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Ich bin damals ohne Erwartung nach Rom gereist. In dem grössten Tischtennis-Event aller Zeiten zwei Silbermedaillen zu gewinnen, war natürlich ein absolutes Highlight. die Siegerehrung in der Kulisse vor den 6000 Teilnehmenden, bleibt mir unvergessen.
Ihr Halbfinalspiel in Rom gegen den kanadisch-chinesischen Zhou war an Dramatik kaum zu überbieten. Wie haben Sie diesen einstündigen Fünf-Satz-Krimi erlebt – mental und körperlich?
Man ist dann wie in einem Tunnel, es war wichtig, dass ich da mit Rolf Nölkes einen erfahrenen Coach an meiner Seite hatte. Die Herausforderung war vor allem mental.
Sie spielen seit 1954 Tischtennis. Können Sie sich noch erinnern, was Sie damals zum Tischtennissport gebracht hat – und was Sie bis heute dabeibleiben lässt?
Als Kind konnte ich in Deutschland bei hochklassigem Tischtennis zuschauen. Die Emotionen und die Atmosphäre bei der grossen Zuschauerkulisse haben mich motiviert, auch Tischtennis spielen zu wollen.
Sie sind auch mit 86 Jahren 3 bis 4 mal die Woche am Trainieren und treten regelmässig bei Wettkämpfen an. Wie halten Sie sich physisch und mental fit für dieses hohe Niveau?
Bis vor wenigen Jahren war ich sehr aktiv im Tennis, im Skifahren und Wandern. Das legte bei mir eine grundsätzliche Kondition und Sportlichkeit, von der ich heute noch profitiere.
Welche Rolle spielt der TTC Baar für Sie als Sportler, aber auch als Teil einer Gemeinschaft?
Der TTC Baar ist meine sportliche Heimat – über viele Jahre hinweg war ich dort auch im Vorstand aktiv. Neben dem Training schätze ich besonders den geselligen Austausch am gemeinsamen Stammtisch. In den vergangenen Jahren haben zudem zahlreiche Reisen zu internationalen Wettkämpfen mein Tischtennisleben bereichert – oft verbunden mit unvergesslichen Momenten und Begegnungen.
In Kürze reisen Sie zu den Tischtennis-Europameisterschaften nach Novi Sad in Serbien. Mit welchen Erwartungen und Zielen gehen Sie an dieses Turnier heran?
Ich werde diesmal durchaus mit gewissen Erwartungen anreisen – auch wenn sie etwas gedämpft sein werden, da mein langjähriger Doppelpartner kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. Deshalb werde ich meinen Fokus auf den Einzelwettbewerb richten. Natürlich werde ich dort auch von der Auslosung, etwas Glück und meiner Tagesform abhängig sein – die Konkurrenz wird auf jeden Fall sehr stark sein.
Sie leben seit vielen Jahren im Kanton Zug und sind für den TTC Baar aktiv. Was bedeutet Ihnen dieser Ort persönlich auch im Zusammenhang mit Ihrer sportlichen Laufbahn?
Zug, das Ägerital und Baar sind seit vielen Jahren mein Lebensmittelpunkt. Die hohe Lebensqualität, die schöne Natur und die überschaubare Grösse dieser Region bedeuten mir sehr viel.
Wie erleben Sie die Unterstützung für den Breitensport – insbesondere den Seniorensport – im Kanton Zug?
Gibt es etwas, das Sie besonders schätzen oder sich vielleicht noch wünschen würden? Ich finde den Begriff «Breitensport» in meinem Fall etwas irreführend – auch wenn ich altersmässig zu den Senioren zähle, trainiere und spiele ich regelmässig mit jungen, ambitionierten Spielern und nehme an internationalen Turnieren teil. Schön ist, dass die Gemeinde Baar genügend Hallenplätze zur Verfügung stellt – das ist eine wichtige Grundlage für kontinuierliches Training und sportliches Engagement in jedem Alter.
Michael Schwegler
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