Sport
Ein Tanzpaar aus Zug auf dem Weg zur Weltspitze
Vom 18. bis 22. November fand die zweite nationale Austauschwoche statt, welche wiederum von Movetia, der nationalen Agentur für Austausch und Mobilität, organisiert wurde. Während dieses Zeitfensters sollen jeweils möglichst viele Austauschaktivitäten zwischen den Schülerinnen und Schülern der verschiedenen Sprachregionen stattfinden. Auch dieses Mal war der Kanton Zug besonders aktiv.
Sich in einer Fremdsprache auszudrücken, die man noch nicht gut beherrscht, ist ähnlich wie Improvisationstheater: Man weiss nie, was als nächstes kommt und muss trotzdem rasch reagieren. Man muss die eigene Hemmschwelle überwinden und etwas wagen, auch wenn man dabei Fehler macht, und man muss oft mit Händen und Füssen nachhelfen. Diesen treffenden Vergleich hat kürzlich Niggi Hégelé von anundpfirsich im Zusammenhang mit dem Klassenaustausch angestellt.
Solche Hemmungen waren auch während der zweiten nationalen Austauschwoche zu spüren, als sich eine sechste Primarklasse aus Unterägeri und ihre Partnerklasse aus Blonay-Saint-Légier VD zum ersten Mal in Fribourg gegenüberstanden. Bisher hatten sie einander Briefe sowie auf dem Lehrmittel basierende Produkte zugeschickt. Das Eis war aber schnell gebrochen, als sie sich zuerst in einer Bingo-Aktivität wild durcheinander lustige Fragen stellten und sich anschliessend in zwei sprachgemischten Teams möglichst rasch gemäss ihren Hausnummern aufreihen mussten. Solche Eisbrecher hat Movetia anlässlich der zweiten nationalen Austauschwoche in ihrem «Aktivitäten-Kartenset für den Klassenaustausch» zusammengestellt, um den Lehrpersonen Begegnungen wie diese zu erleichtern.
Den Tag verbrachten die beiden Klassen mit einem Stadtrallye, welches Nancy van Assche-Janssen von der Pädagogischen Hochschule Zug (PH Zug) entwickelt hat. Dabei entdeckten sie in sprachgemischten Vierergruppen einen Teil von Fribourg und mussten unter anderem Passantinnen ansprechen, um den Abdruck eines Kusses auf ihrem Postenblatt zu erhalten. Zudem kamen sie in der zweisprachigen Bibliothek MEMO in den Genuss eines deutsch-französischen Erzähltheaters, in welchem die beiden Erzählenden so geschickt ihre Geschichten zum Besten gaben, dass die Kinder trotz fehlender Übersetzung fast alles verstehen konnten.
Vom selben Programm in Fribourg hätten auch zwei Primarklassen aus Baar mit ihren Partnerklassen aus Rolle VD profitiert, wäre nicht ausgerechnet an jenem Freitagmorgen ein Schneechaos über das Schweizer Schienennetz hereingebrochen, welches die Reise der Baarer Kinder verunmöglichte. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Auch auf der Oberstufe fanden während der zweiten Austauschwoche Begegnungstage statt: Steinhauser Klassen trafen sich mit ihren Partnerklassen aus Cheseaux VD im Museum für Kommunikation in Bern, wo sie an einem speziell für sprachgemischte Klassen entwickelten Programm teilnehmen konnten.
Die drei oben genannten Schulgemeinden sind in den letzten zwei Jahren eine offizielle Schulpartnerschaft mit einer Waadtländer Schule eingegangen: Baar mit Rolle, Unter- und Oberägeri mit Blonay-Saint-Légier und Steinhausen mit Cheseaux. Diese neuen Partnerschaften sind auf das Programm Zug+ «Förderung Sprachaustausch an den gemeindlichen Schulen» (2021-2025) zurückzuführen. Unterdessen verfügen bereits acht der elf Zuger Gemeinden über eine institutionalisierte Schulpartnerschaft mit einer Westschweizer Schule, weitere stehen kurz davor, ihre «Charta» nach dem Modell der 20-jährigen Schulpartnerschaft von Cham zu unterschreiben. An der «Journée des Partenariats», die während der nationalen Austauschwoche stattfand, trafen sich je eine Delegation der Stadtschulen Zug und der Partnerschule Moudon Lucens VD und diskutierten nächste Schritte.
An mehreren Zuger Oberstufen wurde die zweite nationale Austauschwoche zu Hause in Form einer «semaine francophone» zelebriert. So wurden die Oberstufenschulhäuser in Unterägeri, Steinhausen, Menzingen und Neuheim mit französischer Musik und Crêpes verwöhnt. Die Oberstufen Menzingen und Neuheim führten zudem eine digitale Kontaktwoche durch, während der die 29 Jugendlichen, die im März am neuntägigen Rotationsaustausch mit Hérens VS teilnehmen werden, täglich mit ihren Tandempartnerinnen und -partnern in Kontakt waren. Und an der Primarschule Hünenberg kamen dank Zug+ insgesamt acht Klassen in den Genuss von Tanzworkshops von Tamara Gassner (dance4school), welche die Choreographie zum viersprachigen Austauschlied «Elodie» der PH Zug entwickelt hat.
Die auf Schulleitungsebene angesiedelten Schulpartnerschaften mit der Westschweiz bilden das Fundament des Programms Zug+. Denn nur so kann das ehrgeizige Ziel, dass mindestens die Hälfte der Zuger Schülerinnen und Schüler an den gemeindlichen Schulen einen Austausch in der Westschweiz erleben soll, langfristig erreicht werden. Eine Schulpartnerschaft nimmt den Lehrpersonen die mühsame Suche nach einer Partnerklasse ab.
Eine zentrale Rolle spielen die 26 austauschverantwortlichen Lehrpersonen, die in ihrer Schulgemeinde und auf ihrer Stufe versuchen, möglichst viele ihrer Kolleginnen und Kollegen ins Boot zu holen. Sie zeigen ihnen auf, dass Austausch auch niederschwellig und ohne Ortsverschiebung gestaltet werden kann und schon vieles fixfertig bereitsteht. So zum Beispiel die Briefböxli, welche die PH Zug mit der Post konzipiert hat und zu welchen sie, dank der Unterstützung durch das Programm Zug+, einen ausführlichen Kommentar für Lehrpersonen entwickeln konnte.
Text: Sylvia Nadig
Austauschverantwortliche des Kantons Zug
Ausstellung zum Sprachaustausch für angehende Lehrpersonen
Mit einer Ausstellung an der PH Zug kann die Zuger Austauschverantwortliche Sylvia Nadig, die gleichzeitig PH-Dozentin ist, zukünftige Lehrpersonen schon während ihrer Ausbildung auf Austauschaktivitäten einstimmen. Die Unterstützungsmaterialien, welche die PH Zug dank Zug+ erstellen konnte, stehen allen Lehrpersonen zur Verfügung, ebenso Beispiele aus dem Zuger Schulfeld zu jeder Austauschform.
Mehr unter: www.sprachaustausch.phzg.ch.
Auf dass immer mehr Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler sich sagen: «Faire un échange – das machi au!»
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