Fussball
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Miriam Hess (stehend) bei einem Schneeausflug auf die Rigi. Foto: zvg
Der Verein MUNTERwegs bringt Freiwillige als Mentoren und Mentorinnen mit Kindern und Jugendlichen aus Schweizer Familien und aus Familien mit Migrationshintergrund aus dem Kanton Zug zusammen. Durch gemeinsame Freizeitaktivitäten sollen Integration und persönliche Entwicklung gefördert werden. Wir sprachen mit der Präsidentin Miriam Hess.
Können Sie uns einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte von MUNTERwegs geben und was der Verein bewirken will?
Vor 16 Jahren wurde die Idee dieses Mentoringprogramms geboren. Gemeinsam mit zwei guten Freundinnen gründeten wir den gemeinnützigen Verein MUNTERwegs. Wir waren alle in der Begleitung von Kindern mit Migrationshintergrund tätig und damals gab es noch wenig schulergänzende Betreuungsangebote oder entsprechende Integrationshilfen für Kinder. Dieses Angebot ist zwischenzeitlich zwar grösser geworden, jedoch der Bedarf nach individueller Begleitung und Unterstützung für die Integrationsförderung gewachsen. MUNTERwegs weitete in den letzten Jahren sein Angebot daher auf die Kantone Luzern und Basel aus.
Wie können Kinder bzw. Jugendliche an Ihren Programmen teilnehmen und welche Auswahlkriterien haben Sie?
Das Angebot ist freiwillig und kostenlos für alle. Bei den MUNTERwegs-Familien, die ihre Kinder oder Jugendlichen im Programm teilnehmen lassen, setzen wir eine Motivation zur Integration und ein Interesse voraus, Deutsch, bzw. Schweizerdeutsch zu lernen. Diese klären wir vor dem Start in Informationsabenden und Interviews ab. Alle melden sich schriftlich an und geben dabei auch ihre Interessen und Erwartungen an diese Begleitung kund.
Und wie können sich interessierte Personen als Mentorin oder Mentor einbringen und was sind bei ihnen die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl?
Bei uns steht die Freude, Zeit und Erfahrungen mit Kindern zu teilen, im Mittelpunkt – es braucht keine besonderen Vorkenntnisse. Im Vorfeld führen wir mit den Interessenten Interviews, klären die Referenzen und fragen nach einem Strafregisterauszug. Am Ende müssen die Freiwilligen aber auch zu den Kindern, bzw. Jugendlichen passen.
Wie werden die Mentorinnen und Mentoren auf ihre Aufgabe vorbereitet?
Zu Beginn gibt es eine Informationsveranstaltung, in der wir das Programm nochmals vorstellen und offene Punkte klären. Anschliessend besprechen wir mit den Freiwilligen das Matching und laden alle Freiwilligen einer MUNTERwegs Gruppe (in der Regel 10 Paare pro Durchgang) zu einer gemeinsamen Kick Off Veranstaltung ein, in der wir die Rechte und Pflichten bzw. die Rolle der Mentoren klären. Diese dient auch der Vernetzung der Mentoren untereinander.
Welche Art von Freizeitaktivitäten werden besonders gerne von den Kindern und Jugendlichen wahrgenommen?
Das ist sehr individuell, viele Kinder lieben aber die Ausflüge in die Natur, zum Baden. Natürlich steht bei den meisten das gemeinsame Spielen im Vordergrund, ob auf den tollen Zuger Spielplätzen oder mit dem Fussball. Auch gefällt es vielen Kindern mit dem Mentor zu Basteln oder zu Kochen. Ich erlebe, dass es sehr auf die Ressourcen und Interessen der Freiwilligen ankommt, für was die Kinder Feuer fangen können. Bei den Jugendlichen steht ganz klar die Berufswahl im Vordergrund. Sie schätzen es, wenn ihr Mentor ihnen beim Finden von Schnupperlehren hilft oder sie bei den Bewerbungsunterlagen unterstützt. Der Mentor ist in dieser Rolle eher ein «Talent-Scout» und entdeckt gemeinsam mit seinem jugendlichen Mentee dessen Interessen und Stärken.
Welche Herausforderungen erleben die Mentorinnen und Mentoren typischerweise in ihrer Rolle?
Oft brauchen die Mentoren eine gute Portion Demut, um zu erkennen, dass sie nicht das gesamte Lebensumfeld des Schützlings ändern können. Eine weitere Kunst ist es, dennoch den Blick zu öffnen und das System, in dem sich das Kind oder der Jugendliche bewegt, im Auge zu behalten. Wir gehen davon aus, dass jeder einen guten Grund für sein aktuelles Verhalten hat und wir mit dieser systemischen Perspektive das Kind so begleiten können, dass es sein volles Potenzial erreichen kann. Das MUNTERwegs Projektteam hat einen sozial-pädagogischen oder therapeutischen Hintergrund und in Fällen, in den wir den Freiwilligen oder den MUNTERwegs Familien keine passende Unterstützung anbieten können, arbeiten wir eng mit unserem lokalen Netzwerk an Fachpersonen zusammen, u.a. kulturelle Vermittler.
Wie messen Sie den Erfolg der Mentoring-Programme und gibt es Rückmeldungen?
Die grosse Nachfrage bei den MUNTERwegs Familien ist für uns eine positive Rückmeldung. Meist melden sich Kinder an, die von anderen Kinder erfahren haben, wie toll die Zeit bei MUNTERwegs sein kann. Wir erhalten regelmässig auch sehr gute Rückmeldungen von Lehrpersonen, die die Fortschritte vor allem in sprachlicher und sozialer Hinsicht bei den Kindern erkennen.
Im MUNTERwegs Mentoringprogramm für YOUgendliche erreichen ca. 70 % ihre Traumlehrstelle – ein wunderbarer Erfolg! Am meisten freuen wir uns jedoch darüber, dass es uns nach 8 Monaten enger Begleitung gelingt, dass rund 80 % der Paare langfristig in regelmässigem Kontakt bleiben und ihre Beziehung individuell weiterpflegen – manche schon über 10 Jahre!
Können Sie uns ein Beispiel für besonders bewegende Momente eines Mentoring-Paares erzählen?
In den letzten 16 Jahren gab es viele dieser Gesichten – immerhin zählen wir mittlerweile über 1000 MUNTERwegs Paare! Eine Mentorin übernahm gemeinsam mit der tamilischen Familie ihres kleinen Schützlings einen Schrebergarten. Dann gab es hier auch, ein ehemaliges Kind, das sich mit 18 Jahren selbst als Mentorin bei uns anmeldete. Sie wollte einfach etwas zurückgeben. Wunderbar ist es auch, wenn ein Mentor nach vielen Herausforderungen endlich den Lehrvertrag mit seinem Schützling unterzeichnen kann und dabei auch die grosse Dankbarkeit der alleinerziehenden Mutter spürt. Ebenfalls beeindruckend ist die Geschichte einer weiteren MUNTERwegs Familie, die dank ihres Mentors den Weg aus der Sozialhilfe fand.
Welche langfristigen Ziele verfolgt das MUNTERwegs Mentoringprogramm?
Das MUNTERwegs Mentoringprogramm setzt sich dafür ein, Kindern und Jugendlichen regelmässig Chancen zu bieten, sich aktiv einzubringen und in ihrer eigenen Entwicklung voranzukommen. Dabei spielen Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung und partizipativen Mitgestaltung eine zentrale Rolle. Wir bietet dabei mit den Mentoren den «Möglichmacher», der den jungen Menschen hilft, sich positiv weiterzuentwickeln. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Konzept des «informellen Lernens», das MUNTERwegs als unverzichtbaren Teil der Persönlichkeitsentwicklung sieht. Dieses informelle Lernen wird bei uns nicht dem Zufall überlassen, sondern gezielt begleitet. Das geschieht durch regelmässige Austauschrunden mit den Mentoren und Gruppenaktivitäten, wie z.B. Museumsbesuchen oder Waldnachmittagen mit dem Förster. Unsere Vision ist es, die Kinder und Jugendlichen in ihrer Potenzialentfaltung bestmöglich zu begleiten.
Was motiviert Sie persönlich, sich weiterhin für MUNTERwegs zu engagieren?
Bei MUNTERwegs kann ich alles einbringen, was ich mit Freude mache, vor allem die Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlicher Generationen und Kulturen bleibt für mich spannend. Und dann habe ich sicherlich auch ein gutes Händchen im Verbinden von Gross und Klein. Diese Netzwerkarbeit ist einfach mein Ding
Uwe Guntern
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